Dienstag, 10. April 2018

Glyphosat - Kein Ende in Sicht?


In Deutschland sind 105 Glyphosat-haltige Mittel zugelassen, beispielsweise im Acker-, Obst-, und Weinbau, 51 davon auch für den Haus- und Kleingarten.

Seit 1996 wird glyphosatresistente Gensoja in Europa als Futtermittel eingesetzt. In der EU werden jährlich etwa 36 Millionen Tonnen überwiegend Gen-Sojabohnen und -schrot eingeführt. Allein Deutschland importiert etwa Dreiviertel der Eiweißfuttermittel, überwiegend Gen-Soja. Über Eier, Milch und Fleisch gelangt Glyphosat auf die Teller der Verbraucher, ebenso wie der in Glyphosat-Mischungen enthaltene Zusatzstoff Polyethoxylated Tallowamine (POEA) und das Abbauprodukt AMPA. Beide sind wesentlich giftiger als Glyphosat selbst. In einzelnen glyphosathaltigen Herbiziden sind Tallowamine aber weiterhin erlaubt.

Dem Pflanzengift Roundup werden bis zu 15 Prozent POE-Tallowamine (polyethoxylierte Alkylamine, POEA) zugesetzt. Diese sind ebenfalls giftiger als Glyphosat selbst und verstärken zudem die Giftigkeit von Glyphosat. POEA allein und in Kombination mit Glyphosat können Krebs auslösen.

Glyphosat konnte jedoch bereits in menschlichem Blut und Urin nachgewiesen werden. So wurden im Urin eines an Botulismus erkrankten deutschen Bauern Glyphosat-Konzentrationen gemessen, die um das 1000-fache gegenüber den Vergleichspersonen erhöht waren. Auch in Stallluft, Rinderkot und Futter wurden Glyphosat-Rückstände festgestellt. Zahlreiche Tiere sind bereits an Botulismus verendet. Insgesamt kann man in deutschen Ställen eine deutliche Zunahme an Tierkrankheiten beim Einsatz von genmanipulierten Futtermitteln feststellen.

Aktuelle Studien belegen gravierende gesundheitliche Risiken von Glyphosat, POEA und AMPA schon bei geringsten Konzentrationen. Besonders besorgniserregend sind Hinweise auf eine hormonelle Wirkung. Auch Krebs, Zelltod, Fruchtbarkeitsstörungen, Schädigung des Erbguts, der Embryonalentwicklung, der Leber und der Niere zählen zu den Folgen.
Ob und in welchem Umfang Rückstände von Glyphosat in Nahrungsmitteln auftreten, wird nur sporadisch kontrolliert. POEA-Kontrollen finden nicht statt.


Glyphosat schädigt das Bodenleben, fördert krankheitserregende Pilze, beeinträchtigt die Aufnahme von Mikronährstoffen sowie die Krankheitsabwehr der Pflanzen und mindert den Ertrag. Pflanzenkrankheiten, die bislang als beherrschbar galten, treten verstärkt auf. Besonders giftig ist Glyphosat für Amphibien, Fische und andere Wasserorganismen.
Zudem bewirkt Glyphosat einen negtiven Einfluss auf die Populationen von Regenwürmern, Vögeln, Spinnen und Florfliegen.

Die Zulassung der Pestizide beruht auf Daten und Studien, die Monsanto und Co. selbst zur Verfügung stellen. Sie sollen die Unschädlichkeit der eigenen Produkte beweisen. Hinweise auf Risiken oder Gesundheitsgefährdung durch Glyphosat werden durch Behörden einfach heruntergespielt. Zulassungsbehörden wie das BfR und die europäische EFSA scheinen augenscheinlich durchsetzt zu sein von den Nutznießern der chemischen Industrie.

Quelle: BUND e.V.

Der Widerstand gegen Glyphosat und andere gefährliche Pestizide durch Umweltverbände, Wissenschaftler, Menschenrechtler, Tierschützer und besorgten Bürgern hält in ganz Europa an und hat im Jahr 2017 mit 1.320.045 Stimmen zur Gründung einer Europäischen Bürgerinitiative geführt, die die weitere Zulassung von Glyphosat verhindern wollte.

Die Forderungen der EBI lauten:

„Auf Glyphosat basierende Herbizide zu verbieten, da sie im Zusammenhang mit Krebserkrankungen beim Menschen stehen und die Ökosysteme schädigen.

Sicherzustellen, dass die für die offizielle Genehmigung innerhalb der EU notwendige, wissenschaftliche Beurteilung von Pestiziden ausschließlich aus publizierten Studien basiert, welche von zuständigen Behörden in Auftrag gegeben wurden und nicht von der Pestizidindustrie.

EU-weite, obligatorische Reduktionsziele für den Einsatz von Pestiziden, im Hinblick auf das Ziel einer pestizidfreien Zukunft.“

Quelle: Umweltinstitut München e.V.

Im Dezember 2017 veröffentlichte die Europäische Kommission ihre Antwort auf die Forderungen der Europäischen Bürgerinitiative (EBI) "Stop Glyphosat". Die Kommission lehnt ein europaweites Glyphosat-Verbot ab und verlängerte zeitgleich mit der Veröffentlichung ihrer Antwort die Zulassung von Glyphosat um weitere fünf Jahre.
Bei der Abstimmung um die weitere Zulassung hat die BRD eine unrühmliche Rolle gespielt und damit dazu beigetragen das die systematischen Vergiftung unserer Natur und die Gesundheitsgefährdung der Bürger fortgesetzt wird.

Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb am 28. November 2017 in dem Artikel: „Streit um Unkrautvernichter. Schmidts Ministerium hat Glyphosat-Alleingang monatelang vorbereitet“:

„Das Bundesagrarministerium hat bereits seit Monaten nach Wegen gesucht, in Brüssel trotz des Vetos des Bundesumweltministeriums für einen längeren Einsatz von Glyphosat stimmen zu können. Das ergibt sich aus Akten, die Süddeutsche Zeitung, WDR und NDR einsehen konnten. Demnach empfahl das zuständige Fachreferat für Pflanzenschutz Minister Christian Schmidt (CSU) bereits am 7. Juli zu prüfen, ob man ohne das Einverständnis des SPD-geführten Umweltministeriums dem Vorschlag der EU-Kommission "eigenverantwortlich" zustimmen könne.

Wenige Wochen später bat die Fachabteilung die Leitungsebene des Ministeriums darum, bei der Kanzlerin eine Weisung zu erwirken. Dadurch sollte ermöglicht werden, dass das Agrar- ohne Rücksicht auf das Umweltministerium der Verlängerung der Glyphosat-Zulassung in Brüssel zustimmen kann.“

Das Schreiben an die Leitungsebene vom 24. August sei mit einer Fußnote versehen gewesen. In ihr hätte man darauf verwiesen, dass die Kanzlerin sich auf dem Deutschen Bauerntag öffentlich für Glyphosat ausgesprochen habe. Allerdings hätte Bundeskanzlerin Merkel nach dem Eklat gesagt, das Verhalten Schmidts habe "nicht der Weisungslage" entsprochen und das Agrarministerium habe gegen die Geschäftsordnung der Bundesregierung verstoßen. Der Vertreter des Agrarministeriums hatte dafür gestimmt, den Einsatz von Glyphosat in der EU weitere fünf Jahre zu erlauben. Ohne das deutsche Ja hätte es dafür nicht die notwendige Mehrheit gegeben.

Leider kann man augenscheinlich an der europäischen Entscheidung nichts mehr ändern. Wir fordern deshalb ein nationales Verbot von Glyphosat und anderen gefährlichen Pestiziden, zum Schutz der Gesundheit von Menschen und Tieren, sowie der Erhaltung eines intakten Ökosystems in unserem Land.


Wir haben nur diese EINE Erde!






Fotos: pixabay.com


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